Open Web Index als neue digitale Infrastruktur für Europa

von V-TIME.de - Redaktion

Seit September 2022 arbeiten Wissenschaftler an dem Projekt Open Web Index (OWI), das die Basis für eine neue europäische Websuche sein soll. Der sogenannte Open Web Index ist ein europäischer Ansatz für eine wettbewerbsfähige und datenschützende digitale Infrastruktur. Doch was ist überhaupt ein Web-Index und was hat er mit Suchmaschinen zu tun?

Ein Index ist zunächst ein geordnetes Verzeichnis, um etwas zu finden. Allerdings ist ein Index im Gegensatz zum Inhaltsverzeichnis eines Buches deutlicher detaillierter und ermöglicht einen schnelleren Zugriff auf die gesuchten Inhalte. Es kann ein Verzeichnis aus Wörtern (oder Bildern, Themen usw.) sein, wobei zu jedem Wort vermerkt ist, auf welcher Webseite oder URL es zu finden ist. Das „dickste Buch“, das die Menschheit je geschrieben hat, ist das World Wide Web oder kurz WWW genannt, woraus der größte Teil des Internets besteht. Ohne den Web Index wäre also im Internet kaum etwas wiederzufinden.

Ein derartiger Index ist die Grundlage jeder Suchmaschine. Die Suchmaschine schaut letztendlich im Index nach, zu welchen Schlagwörtern welche Webseiten des WWW passen, wodurch die Suche bzw. Zuordnung von Wörtern zu Webseiten ziemlich schnell passiert.

Weltweit gibt es nur vier Betreiber, die einen globalen Index besitzen: Google, Microsoft/Yahoo, Yandex und Baidu. Die Index-Eigentümer können jedoch den Zugriff von anderen Suchmaschinen auf die Indexe beschränken oder den Zugriff nur gegen Bezahlung erlauben. Bei dem Offenen Web Index sollen die Nutzer hingegen einen uneingeschränkten Zugriff auf die gespeicherten Informationen haben, um nicht vom guten Willen und den kommerziellen Interessen der Index-Betreiber abhängig zu sein. Nutzer dieses Indexes werden viele neue Suchmaschinenbetreiber sein, welche die unterschiedlichsten Arten und Formen von Suchmaschinen daraus entwickeln. Es könne aber auch andere Anwendungen als Suchmaschinen entstehen. So können beispielsweise durch Auswertung von Linkstrukturen und deren Clusterbildungen neue Einsichten auf inhaltliche Zusammenhänge entstehen.

Bereits 2014 startete die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg ein erstes Projekt für einen OWI, welches die Suma e.V. (Verein für freien Wissenszugang) frühzeitig aufgriff. Das Projekt wird nun von der EU gefördert und macht so die Entwicklung möglich.

Bei der Umsetzung ist ein B2B-Geschäftsmodell geplant, wodurch der OWI für Firmen oder Organisationen genutzt werden kann. Je mehr er von kommerziellen Betreibern genutzt wird, desto mehr ist auch ein Return on Investment zu erwarten. Dabei kann jeder Mitarbeiter einer Firma den OWI nutzen, wenn er die AGBs unterschreibt. Der OWI soll somit keinen Zugang für den normalen Endnutzer bieten und die Rechtsform muss von Beginn an staatsfern konzipiert sein. So wird ausgeschlossen, dass er eine Monopolstellung hervorbringt, wie es bei den bisherigen Betreibern der Fall ist.

Somit soll auch kein „europäisches Google“ entstehen, sondern lediglich eine Dateninfrastruktur bereitgestellt werden, die Firmen und Organisationen zum Aufbauen neuer Dienste nutzen können.

 

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